Angedacht

[30. März 2020]

Liebe Geschwister, manchmal bin ich ein „Döspaddel“. So bezeichnet man ja jemanden, der unaufmerksam (dösig) durch die Welt läuft und nicht so recht vorwärtskommt (paddeln ist nicht gerade die schnellste Fortbewegungsmethode). Besonders „döspaddelig“ bin ich frühmorgens und da stolpere ich nicht nur über meine eigenen Füße, sondern, als ich noch Türschwellen in der Wohnung hatte, auch darüber.

Bisher habe ich mich da nie ernsthaft verletzt – Glück gehabt. Oder bewahrt worden? Wenn man stark ist und es einem gut geht, sind solche Schwellen bei offenen Türen ja kein Problem. Fußzeh eingerannt – kühlen – weitergehts. Bei der Corona-Krise ist es allem Anschein nach anders, denn wir merken auf einmal alle, auch die bisher Starken und Gesunden, die Leistungsfähigen und Vorne-Dran-Stehenden, dass wir verletzlich sind, dass wir Hilfe brauchen, auf den Schutz durch Andere angewiesen sind. Es kann vielleicht auch später, wenn Corona nicht mehr so eine akute Bedrohung ist, hilfreich sein, sich daran zu erinnern: Wir sind nicht allmächtig, wir haben nicht alles im Griff, wir brauchen den und die Andere wirklich – nicht nur zum Schein.

An der Schwelle zum Monat April ist unsere Sonderausgabe des Gemeindebriefs erschienen, darin sind kaum Termine angezeigt, aber es stehen neben der Frage nach konkreten Hilfsbedürfnissen u.a. die Kontaktdaten der Hauptamtlichen Mitarbeiter darin. Wir sind erreichbar heißt das. Und wir erreichen Sie: Seit vergangener Woche haben wir viele Gemeindeglieder angerufen um nachzufragen, wie es geht, was gebraucht wird usw. Viele Gemeindeglieder engagieren sich gerade jetzt noch mehr als zuvor. Dafür herzlichen Dank.

Im Lehrtext (einem von zwei für diesen Tag ausgesuchten Bibelversen) steht heute: "Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen." (Die Bibel: Johannesevangelium, Kapitel 6, Vers 37). Auch wenn die Schwelle des persönlichen Kontaktes im Moment sehr hoch ist - per Telefon, Email, usw. können wir die Schwellen niedrig und zu einander Kontakt halten. Das kann schmerzen, weil jede Schwelle, gegen die ich mit voller Wucht stoße, doch verletzt. Aber ich komme drüber hinweg, wenn ich nur auch will. Ebenso ist es auch mit der zum Dreieinigen Gott: Die Tür steht längst offen und durch unser Gebet in allen Facetten (Lob und Klage, Dank und Bitte, Flehen und Hören) sind wir in der Lage mit ihm in Verbindung zu bleiben. Trauen Sie sich über die Schwelle der Angst, der Peinlichkeit, über die lange nicht mehr überschrittene Schwelle des Gebets. Er wird Sie hören und wenn sie im Gebet auch schweigen: Bestimmt lässt auch Gott etwas von sich hören. Durch eine Eingebung, ein plötzlich auftauchendes Gefühl, eine Gewissheit - oder durch einen lieben Menschen, der heute oder morgen merklich an Sie denkt.

Friede sei mit euch und Gnade von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus – durch den Heiligen Geist seid getröstet und gestärkt!

Ihr/Euer Pfarrer Frank Pauli

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.