#osternfindettrotzdemstatt Folge 4 - Karmittwoch

[8. April 2020] von Thomas Reuter

IMG 20200405 WA0005Von Hundert auf Null

Sie hätten es wissen können. Aber die Angst war stärker.

Aller Halt war ihnen weggerutscht. Jesus, in den sie alle Hoffnungen gesetzt hatten. Jesus, für den sie ihr altes Leben aufgegeben hatten. Jesus, der doch gesagt hatte, er sei Gottes Sohn. Dieser Jesus war tot. Gefangen genommen, vor Gericht gestellt, gefoltert, von Soldaten verhöhnt, ans Kreuz geschlagen. Alle Gewissheiten waren dahin.

Karfreitag. Die Jünger hatten sich in ihrer Angst und Hilflosigkeit zurückgezogen, sozusagen in selbst gewählte Isolation begeben. Alles dunkel, kein Hoffnungsschimmer, innerhalb weniger Stunden von Hundert auf Null.

Von Hundert auf Null – das erinnert an unsere Situation. Auch vielen von uns sind Gewissheiten weggebrochen, die noch vor wenigen Wochen selbstverständlich waren. Und nun: Wie würde sich eine Ansteckung bei mir auswirken? Wie schütze ich meine Kinder, meine Eltern? Was wird aus meinem Geschäft? Droht die Arbeitslosigkeit? Werde ich meine Kredite bedienen, meine Miete bezahlen können? Ist die Versorgung gesichert? Wird unser Gesundheitssystem standhalten? Wen kann ich fragen, wenn ich Hilfe brauche?

Aber dann der Ostersonntag. Der Stein weggerollt, das Grab leer. Der auferstandene Jesus zeigt sich seinen Jüngern. Und da erinnern sie sich: Hatte er uns nicht gesagt, dass er den Tod überwinden wird? Warum haben wir nicht daran gedacht, als alles um uns und in uns dunkel war?

Das raten Zukunftsforscher: Sich einen unbeschwerten Augenblick vorzustellen, von dem aus man auf die schwierige Gegenwart zurückschaut. Worauf freuen Sie sich? Mit Freunden in einem Straßencafé auf dem Hauptmarkt einen Cappuccino zu genießen? Zwischen hunderten Fans von der Tribüne aus den FSV anzufeuern? Nach dem Gottesdienst noch vor der Kirche zusammenzustehen und zu plaudern? Einfach beim Spazieren stehenbleiben und mit Bekannten schwatzen zu können, ohne Sicherheitsabstand? „Weißt du noch, damals, als wir von Hundert auf Null vollbremsen mussten?“

Gegenüber Jesu Jüngern haben wir einen großen Vorteil. Die Jünger wussten am Karfreitag nicht, wie die Sache ausgehen würde. Wir wissen: Ostern kommt. Jesus hat den Tod besiegt.

Er ist der Herr der Kirche, der Herr der Welt. Er begleitet uns durch diese Krise.

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