Gethsemane

GethsemaneGethsemane

Impuls

Von langer Hand geplant: nicht der Verrat – der war eine Kurzschlussreaktion wegen enttäuschter Erwartungen, nicht die Verhaftung Jesu – die war aus politischer Sicht unumgänglich, nicht die Waffen und deren Gebrauch – so ist es Gewohnheit unter den Menschen von Kindheit an. Lang geplant und einkalkuliert hatte Gott, dass Liebe, seine Liebe enttäuscht wird, verraten und verkauft, ja gar missbraucht in der zärtlichen Hingabe eines Kusses. So kalkuliert jeder Liebende. Denn Liebe zu verschenken ist Risiko, die Annahme und die liebende Antwort nicht gewiss. Liebe erfordert Einwilligung, Antwort, Entscheidung für sie. Passivität allein genügt nicht – in der Liebe ist Schweigen kein Ja. In Liebe liefere ich mich dem Gegenüber aus, überantworte mich, gebe mich selbst frei. Ich vertraue darauf, dass mein Gegenüber es mit mir nicht nur gut meint, sondern auch gut macht. Ein Wagnis und ein Unterfangen ganz besonderer Art – verletzlich, zart und friedvoll – ohne jeden Schutz, weder mit Netz noch mit doppeltem Boden. So musste es kommen: Der liebende Gott, wieder einmal der Enttäuschte und dennoch kann er nicht aufhören zu lieben – ist hoffnungslos verliebt in das Leben. Zum Glück, denn sonst hätte Hoffnung der Tod.

Musik: Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion Nr. 24 Rezitativ „Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe“ und Nr. 25 Choral „Was ist die Ursach aller solcher Plagen“ aus dem Rezitativ „O Schmerz, hier zittert das gequälte Herz“, Klavierauszug Edition Peters 4503, Bearbeitung: D. Feldheim

Biblischer Text: Matthäusevangelium, Kapitel 26, Verse 36-56 (BasisBibel)

Jesus kam mit seinen Jüngern zu einem Garten, der Getsemani hieß. Dort sagte er zu seinen Jüngern: »Bleibt hier sitzen. Ich gehe dort hinüber und bete.« Er nahm Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit. Plötzlich wurde er sehr traurig, und Angst überfiel ihn. Da sagte er zu ihnen: »Ich bin verzweifelt und voller Todesangst. Wartet hier und wacht mit mir.« Jesus selbst ging noch ein paar Schritte weiter. Dort warf er sich zu Boden und betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, dann erspare es mir, diesen Becher auszutrinken! Aber nicht das, was ich will, soll geschehen –sondern das, was du willst!« Jesus kam zu den drei Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Da sagte er zu Petrus: »Könnt ihr nicht diese eine Stunde mit mir wach bleiben? Bleibt wach und betet, damit ihr die kommende Prüfung besteht! Der Geist ist willig, aber die menschliche Natur ist schwach.« Dann ging er ein zweites Mal einige Schritte weg und betete: »Mein Vater, wenn es nicht anders möglich ist, dann trinke ich diesen Becher. Es soll geschehen, was du willst.« Als er zurückkam, sah er, dass seine Jünger wieder eingeschlafen waren. Die Augen waren ihnen zugefallen. Jesus ließ sie schlafen. Wieder ging er weg und betete ein drittes Mal mit den gleichen Worten wie vorher. Dann ging er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: »Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus? Seht: Die Stunde ist da! Jetzt wird der Menschensohn in die Hände der Sünder ausgeliefert. Steht auf, wir wollen gehen. Seht: Der mich verrät, ist schon da!« Noch während Jesus das sagte, näherte sich ihm Judas, einer der Zwölf. Mit ihm kam eine große Truppe, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet war. Die führenden Priester und Ratsältesten hatten sie geschickt. Der Verräter hatte mit den Männern ein Erkennungszeichen ausgemacht: »Wem ich einen Kuss gebe, der ist es. Nehmt ihn fest!« Judas ging sofort auf Jesus zu. Er sagte: »Sei gegrüßt, Rabbi!«, und küsste ihn. Doch Jesus sagte zu ihm: »Mein Freund, dazu bist du also gekommen!« Da traten die Männer heran, packten Jesus und nahmen ihn fest. Da zog einer von denen, die bei Jesus waren, sein Schwert. Er schlug nach einem der Männer, die dem Hohepriester unterstanden, und hieb ihm ein Ohr ab. Da sagte Jesus: »Steck dein Schwert wieder zurück an seinen Platz. Denn alle, die zum Schwert greifen, werden auch durch das Schwert umkommen. Weißt du nicht, dass ich meinen Vater um Hilfe bitten kann? Dann schickt er mir sofortmehr als zwölf Legionen Engel. Aber wie könnte sich dann erfüllen, was in der Heiligen Schrift steht? Es muss doch alles so kommen.« In derselben Stunde sagte Jesus zu den Männern der Truppe: »Mit Schwertern und Knüppeln seid ihr ausgerückt, um mich gefangen zu nehmen. Bin ich denn ein Verbrecher? Ich habe doch täglich im Tempel gesessen und die Menschen gelehrt. Dabei habt ihr mich nicht festgenommen. Aber all das musste so geschehen. Denn dadurch geht in Erfüllung, was in den Schriften der Propheten angekündigt ist.« Da ließen ihn alle Jünger im Stich und ergriffen die Flucht.

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